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Angenehme und unangenehme, gute und schlechte Emotionen, Gefühle und Affekte als wesentliche Kennzeichen der emotionalen Intelligenz

Emotionen, Affekte, Gefühle: Emotion betont von seiner lateinischen Wurzel "movere“ (bewegen) her gesehen das Bewegt- und Ergriffenseins. Das Wort "Affekt" hat die Wurzel im lateinischen Verb „afficere“ (anmachen, anrühren) und meint dasselbe wie Emotion. Im alltäglichen Sprachgebrauch bezeichnet „Affekt“ die durch einen heftigen Reiz ausgelöste heftige Emotion (z. B. Schmerzschrei). Der Begriff "Gefühl" ist im Gegensatz zum Affekt eine schwächere Form des Bewegt- und Ergriffenseins, die dem Denken und Erinnern nahe liegt und das Sprechen über Emotionen und Affekte ermöglicht. (In der Forschung bezieht sich der Begriff Affekt auch auf die Begriffe Emotion und Gefühl z.B. in den Bezeichnungen „Affektabstimmung“ und „Affektregulation“).

Die Bewertungen „positiv“ und „negativ“ im Hinblick auf Emotionen, Gefühle und Affekte orientieren sich meistens an den Empfindungen, die sie auslösen. Emotionen, Gefühle und Affekte wie z.B. Freude, Sympathie, Zuneigung, Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühl werden als angenehm empfunden und „positiv“ gewertet. Gefühle und Affekte wie z.B. Angst, Schmerz, Ärger, Wut, Minderwertigkeit, Schuld werden als unangenehm empfunden und „negativ“ erlebt. Im Hinblick auf eine gesunde persönliche Entwicklung können angenehme Emotionen Gefühle und Affekte auch sehr „negativ“ sein.

Nicht das Empfinden von „angenehm“ und „unangenehm“ ist ausschlaggebend für die Bewertung von „positiv“ oder „negativ“ („gut“ oder „schlecht“), sondern die optimale Auswirkung auf die Lösung der Probleme im privaten und beruflichen Alltag. Die positive oder negative Qualität der Gefühle wird bestimmt durch ihren Einfluss auf das persönliche und soziale Gleichgewicht, auf die Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Unlust Schmerz, Trauer, Ärger, Wut, Aggression werden in modernen Gesellschaften als kontraproduktiv gesehen und erlebt. Doch der Umstand, dass diese Gefühle dem Zeitgeist als unangenehm erscheinen, stellt die Rolle dieser Emotionen, Gefühle und Affekte nicht in Frage. Stark betonter Ausdruck von Sympathie, Nähe, Konsens bei Vermeidung von Streit und Auseinandersetzung führen nicht selten zu Abwertungen, Trennungen und Feindschaften. Im Hinblick auf eine gute Entwicklung können sich dagegen unangenehme Emotionen, Gefühle und Affekte sehr positiv auswirken. Rechtzeitige Wahrnehmung von Verletzung und Schmerz schützt vor starken Gefahren; zeitige Empfinden von Scham und Schuld hilft lebenswichtige Bindungen zu erhalten.

Leben ist durch diese vom Zeitgeist als „negativ“ bewerteten Gefühle geschützt und gerettet worden, sie haben dem „Leben im Zustand des Wohlbefindens“ gedient. Die mögliche positive Funktion vermeintlich „negativer, schlechter Gefühle“ erfordert, ihren Ausdruck und Austausch. Vergleiche dazu das Leitmotiv des Buches „Wachsen mit guten und schlechten Gefühlen“:

Menschlich ist es, unangenehme und schlechte Gefühle zu haben. Unmenschlich ist und macht es, unangenehme und schlechte Gefühle zu unterdrücken und zu verdrängen. Stark und glücklich macht es, unangenehme und schlechte Gefühle teilen zu dürfen.